AN[GE]DACHT
Februar 2022
Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
Eph 4,26
Vielleicht geht es Ihnen beim Lesen unseres Monatsspruchs ähnlich wie mir. Ja, das stimmt, möchte man sagen. Zorn sollte so schnell wie möglich ausgeräumt werden. Geschieht das nicht, setzt er sich fest und bestimmt mein Denken immer mehr. Von einer schnellen Bereinigung der Situation entferne ich mich dann immer weiter. So weit, so gut! Aber schauen wir doch einmal etwas genauer hin. Da hat man mir wirklich schweres Unrecht getan, hat vielleicht hinter meinem Rücken Lügen verbreitet. Da wurde ich böse gemobbt, und das raubt mir sogar meinen Schlaf. Soll ich das jetzt alles vergessen nach dem Motto „Schwamm drüber, Friede, Freude, Eierkuchen?“ Wir spüren, wie schwierig der Weg von der Theorie zur Praxis sein kann.
Im 4. Kapitel des Briefes, den Paulus an die Gemeinde in Ephesus geschrieben hat, gibt er der dortigen Gemeinde ganz praktische Ratschläge:
Legt die Lüge ab, redet die Wahrheit! Zürnt ihr, so sündigt nicht. Lasst aber die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Stehlt nicht mehr, sondern arbeitet für euren Unterhalt! Gebt von dem, was ihr erworben habt, an Bedürftige weiter! Redet kein dummes Zeug, sondern redet das, was dem anderen Segen bringt! Betrübt nicht den Heiligen Geist! Vergesst alle Bitterkeit, Grimm, Zorn, Geschrei und Schmähungen sowie Bosheit! Seid aber untereinander freundlich und herzlich. Vergebt einander! (Verse 25 – 32).
Diese Ratschläge sind im Imperativ, in der Befehlsform geschrieben. Vielleicht möchte man am liebsten Paulus jetzt antworten: Geht das denn überhaupt? Sind die Hürden für das Leben eines Christen hier nicht zu hoch gelegt? Paulus ist Realist. Wie in einem Prolog schreibt vor diesen Ratschlägen: Lasst euch in eurem Denken erneuern durch den Geist, der euch geschenkt ist. Zieht den neuen Menschen an, den Gott nach seinem Bild geschaffen hat und der gerecht und heilig lebt aus der Wahrheit Gottes, an der nichts trügerisch ist.
Unser Leben als Christ ist kein Leben, in dem an jeder Ecke Verbotsschilder stehen. Manche Menschen sehen das so und fürchten ein Leben in einer „Zwangsjacke“ von Verboten. Paulus weist aber darauf hin, dass das Leben eines Christen ein Leben im Wandel ist. Niemand, der zum Glauben findet, ist dann sofort ein untadeliger Mensch. Er wird immer wieder feststellen, dass er schuldig geworden ist. Aber als Christen kennen wir auch die Vergebung, die Jesus uns zusagt, wenn wir wieder einmal gefehlt haben.
Schauen wir noch einmal auf den Text unseres Monatsspruchs. Ja, da ist mir Unrecht geschehen. Meine Wut, mein Zorn ist mehr als berechtigt. Nichts wünsche ich mir mehr, als zurückzuschlagen. Und genau hier setzt Gottes Hilfe an. Ich darf ihm diese Situation schildern, mein Herz vor ihm ausschütten, zur Ruhe kommen. Gott wird mir auch in den schwierigen Situationen zur Seite stehen.
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